Alumni-Portrait
Petra Cermak ist in Ulm geboren und einige Kilometer südlich, in Senden, aufgewachsen. Nach ihrem Abitur verwirklichte sie ihren Kindheitstraum und studierte Medizin an der Universität Ulm. Im Anschluss an ihre Weiterbildungszeit in der Inneren Medizin, Herzchirurgie, Unfallchirurgie und in der Allgemeinmedizin arbeitete sie zunächst als angestellte Ärztin in einer Allgemeinmedizinpraxis. Wieder ging ein Traum in Erfüllung, als sie vor zehn Jahren ihre eigene Facharztpraxis im Alb-Donau-Kreis eröffnete.
Im Laufe ihrer Berufstätigkeit bemerkte Petra Cermak immer wieder, dass die Schulmedizin in vielen Bereichen an ihre Grenzen stößt. Sie fand es schwierig, Verhaltensänderungen bei adipösen Patienten, Diabetikern oder anderen ernährungsbedingt Erkrankten herbeizuführen, denn Beratungen alleine reichten nicht aus. Auch viele Kinder bewegen sich heutzutage einfach zu wenig und müssen in ihrer Entwicklung motorisch oder koordinativ unterstützt werden. Dabei sollten auch die Eltern ins Boot geholt werden. Jedoch fehlten ihr die Strategien, mehr Bewegung und das Verständnis dafür innerhalb der Familien zu fördern. Ein weiteres Thema, das sie beschäftigte, war die oftmals fehlende Krankheitsbewältigung bei chronisch erkrankten Patienten. Im Zuge dessen dachte Petra Cermak über ein Psychologiestudium nach. In ihrer Recherche stieß sie auf den Masterstudiengang Prävention und Gesundheitspsychologie an der SRH Fernhochschule und entschied sich, diesen berufsbegleitend zu absolvieren. Wie erhofft, brachte ihr das Studium viele neue Erkenntnisse, Strategien und Hilfestellungen im Umgang mit ihren Patienten. Da in der Allgemeinmedizin die Zeit für einzelne Patienten teilweise sehr knapp bemessen ist, erlernte sie unter anderem kurze, schnelle, jedoch sehr hilfreiche Interventionen, die zu Lösungen führen und praktikabel sind. So konnte sie die Theorie sofort in ihrer alltäglichen Arbeit in ihrer Praxis anwenden. Das machte auch Petra Cermak zufriedener. Denn es ist ihr nach wie vor eine Herzensangelegenheit, die Lebensqualität ihrer Patienten langfristig zu verbessern. So widmete sie sich in ihrer Masterthesis dem Thema: „Time restricted feeding in der hausärztlichen Praxis – Veränderungen in gesundheitspsychologischen Parametern“. Die Forschung an diesem Thema (16 Stunden täglich fasten und nur innerhalb von 8 Stunden Nahrung aufnehmen) läuft an der Universität Ulm als „Multicentre-Studie“ in verschiedenen Allgemeinmedizinpraxen im Alb Donau-Kreis weiter, da diese sehr interessante Ergebnisse brachte.
Mit ihrer Alma Mater, der Uni Ulm, kooperiert Petra Cermak schon seit einigen Jahren und darf sich offiziell „Lehrpraxis der Universität Ulm“ nennen. Es bereitet ihr große Freude, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit der nächsten Generation zu teilen und mehrmals pro Jahr dürfen Medizinstudierende in ihrer Praxis ihr Blockpraktikum oder ihre Famulatur absolvieren.
Neben ihrer langjährigen engen Verbindung zur Universität Ulm fühlt sich Petra Cermak nun auch der SRH Fernhochschule sehr verbunden und bietet Praxisseminare in der Gesundheitspsychologie an, in der die Studierenden ihr erworbenes Wissen direkt am Patienten anwenden können. In kleinen Gruppen erarbeiten sie dabei für einzelne Patienten Interventionen und wenden diese im direkten Gespräch mit ihnen an. Petra Cermak findet es wichtig, nicht nur das Wissen aus Studienbriefen und Büchern zu haben, sondern auch üben zu können, bevor man die ersten eigenen Klienten hat. Auch die Erkenntnis, dass Theorie und Praxis manchmal weit auseinander liegen, sei eine wichtige Erfahrung für die Studierenden.
Privat wohnt Petra Cermak mit ihrem Mann und ihrem Sohn „auf dem Land“ und genießt die Natur direkt vor der Haustür. Hier kann sie direkt loswalken oder -laufen und ist somit auch Vorbild für ihre Patienten. Gemeinsam mit „ihren Männern“ und ihrem Praxisteam nimmt sie am jährlichen Firmenlauf der AOK teil, der 2020 virtuell stattfand und bei der sie innerhalb von vier Wochen so viele Kilometer wie möglich gesammelt haben. Das war eine tolle Aktion, die zu Teambildung und Regeneration bei erhöhter Belastung im Lockdown geführt hat. Seitdem nimmt sie oft an virtuellen Läufen teil und motiviert dadurch auch ihre Patienten, sich mehr zu bewegen.
Aufgrund ihrer Liebe zum Reisen stellt ihre Tätigkeit als Bordärztin auf Flusskreuzfahrten ein besonderes Highlight für sie dar. Einmal im Jahr begleitet sie die „MS Edelweiß“ von Passau bis ans Schwarze Meer. Ihr Traum ist es, einmal auf einem Kreuzfahrtschiff als Bordärztin tätig sein, sei es auch nur für kurze Zeit. Außerdem ist sie für den Eislaufverein Senden betreuende Ärztin bei Turnieren und nimmt im Winter selbst am wöchentlichen am Eiskunstlauftraining teil.
Und zu alldem hat Petra Cermak nun auch noch ein Buch mit dem Titel „Naturheilverfahren für Heilpraktiker“ verfasst, welches im Laufe des Jahres 2021 erscheint. Wir bewundern ihre Lebensenergie und freuen uns auf weitere Begegnungen mit ihr an unserer Hochschule – sowohl als Lehrbeauftragte als auch im Alumni-Netzwerk.
5 Fragen an Dr. Petra Cermak
Inwiefern profitieren Sie in Ihrer heutigen Position vom Studium an der SRH Fernhochschule?
Ich habe viele neue Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten erhalten. Das Studium brachte mir ein tieferes Verständnis für meine Patienten und Einblicke, weshalb manche Menschen gerade nicht bereit sind oder es ihnen nicht möglich ist, ihr Verhalten zu ändern. Zudem erlernte ich Strategien, wie ich sie unterstützen kann. Zusätzlich habe ich spannende Impulse in die Tat umsetzen können, wie zum Beispiel die Basenfastenwoche oder auch das Resilienztraining, das ich in meiner Praxis durchführe.
Wie haben Sie sich während des Fernstudiums organisiert und in schwierigen Phasen motiviert, "am Ball zu bleiben"?
Im Medizinstudium hatte ich mir relativ wenig Pausen gegönnt, dies war oft auch nicht möglich. Soziale Kontakte beschränkten sich auf Kommilitonen. So wie damals wollte ich nicht mehr studieren. Ich nahm mir Zeit für mich, meine Familie und Freunde, so gut es ging. Bei meiner täglichen Arbeit habe ich stets Kontakt mit Patienten, bei denen sich die Studieninhalte umsetzen ließen. Somit war das Studium eine gute Ergänzung, eine Bereicherung und ein guter Ausgleich. Ich muss zugeben, dass es nicht schwierig für mich war, am Ball zu bleiben. Das Gelernte konnte ich oft direkt anwenden und verschiedene Dinge ausprobieren. Ich war zudem oft draußen an der frischen Luft. Unterwegs hatte ich oft die besten Ideen für Hausarbeiten.
Wie haben Sie die Präsenzveranstaltungen wahrgenommen und haben Sie und Ihre Kommilitonen sich beispielsweise zur Klausurvorbereitung gegenseitig unterstützt?
Präsenzveranstaltungen waren meine Highlights im Studium. Ein Fernstudium ist ideal, um Beruf, Familie und Lernen verbinden zu können, doch zwischenzeitlich präsent zu sein, ist unverzichtbar. Andere Studierende kennenzulernen, sich auszutauschen, allein das Wissen, dass man das Studium nicht allein vor dem PC verbringt und Dozenten zu haben, mit denen man Unklarheiten beseitigen kann, war sehr motivierend. Wir hatten zudem eine tolle WhatsApp-Gruppe. Vor Klausuren haben wir, meist zu zweit, zusammen über Skype gelernt, uns gegenseitig abgefragt oder uns e-Mails geschrieben.
Gab es eine Professorin oder einen Professor, der Ihnen besonders in Erinnerung bleibt und wenn ja, warum?
Alle Professor*innen waren sehr hilfsbereit. Besonders hervorheben möchte ich jedoch meinen Studiengangsleiter Professor Dr. Christian Helmrich, der mich sehr oft unterstützt hat. Alle meine Fragen wurden schnell und kompetent beantwortet. Wenn ich bei bestimmten Patienten nicht weiterkam, zeigte er mir Möglichkeiten auf, wie gewisse Fortschritte zu erzielen waren oder half mir mit neuen Sichtweisen weiter. Das war enorm hilfreich und brachte mich auf neue Ideen oder Lösungen für mich persönlich und den Umgang mit den Patienten. Nochmals herzlichen Dank an ihn.
Welche Karrieretipps würden Sie unseren heutigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Hilfreich ist das Wissen um sich selbst, warum man das Studium machen möchte, was es einem ermöglicht und wofür man lernt. Das bringt immer wieder Motivationsschübe. Darüber hinaus hat es mir geholfen, das Studium in Etappen einzuteilen und ich habe mich konsequent nur auf die nächste Prüfung, die nächste Hausarbeit oder die nächste Präsentation konzentriert.
Fragt Euch, was Euch Spaß und Freude macht. Bleibt begeistert von dem, was Ihr tut. Wichtig finde ich zudem, egal, ob im Beruf oder Studium, durchzuhalten, nicht aufzugeben, auch wenn es manchmal nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Menschen, mit denen man sich austauschen und sich gegenseitig zu unterstützen kann, sind ebenfalls "Gold wert". Mir hat es beruflich auch sehr geholfen, manchmal allein zu sein, innezuhalten, um in Ruhe über bestimmte Dinge nachdenken zu können und mich selbst zu reflektieren.