Digitaler Stress am Arbeitsplatz hat negative Folgen für das Wohlbefinden und die Leistung von Mitarbeitenden. Unser Experte klärt darüber auf, wie wir Technostress vorbeugen können.
Digitaler Stress (Technostress) am Arbeitsplatz ist das Stresserleben, das sich durch den Einsatz und die Nutzung digitaler Technologien entwickeln kann. Digitaler Stress entsteht, wenn Mitarbeitende nicht über die nötigen Kompetenzen und Ressourcen verfügen, um gut mit den vorhandenen digitalen Technologien umgehen zu können. Doch wie wirkt sich digitaler Stress auf unsere psychische Gesundheit aus und wie können wir negativen Folgen vorbeugen?
Verschiedene Arten digitaler Stressoren
Die wissenschaftliche Forschung konnte besonders in den letzten zwei Jahrzehnten bereits einige konkrete digitale Stressoren identifizieren, welche Technostress am Arbeitsplatz auslösen. Digitale Stressoren sind unter anderem:
- Überlastung durch digitale Technologien
- Omnipräsenz digitaler Technologien
- Komplexität digitaler Technologien
- Jobunsicherheit
- Verunsicherung im Umgang mit digitalen Technologien.
„Zudem können bspw. aber auch ständige Unterbrechungen, digitale Leistungsüberwachung sowie die Verletzung der eigenen Privatsphäre durch die Nutzung digitaler Technologien digitalen Stress auslösen,“ so Alexander Wendland, Fachdozent für Wirtschafts- und Gesundheitspsychologie an der SRH Fernhochschule – The Mobile University.
Negative Folgen von digitalem Stress
Digitaler Stress hat eine Vielzahl negativer Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Mitarbeitende sind emotional erschöpfter und zeigen mehr depressive Symptome, wenn sie digital gestresst sind. „Sind Mitarbeitende digital gestresst, können sie in der Freizeit und im Urlaub zudem schlechter von der Arbeit abschalten, sind dadurch weniger erholt und reagieren außerdem gereizter auf das eigene soziale Umfeld. Auch sinken die Arbeitszufriedenheit und die Arbeitsleistung durch digitalen Stress, ebenso wie die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber,“ erklärt Alexander Wendland.
Digitaler Stress bei Mitarbeitenden beeinflusst also nicht nur die psychische Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der betroffenen Mitarbeitenden, sondern wirkt sich auch negativ auf das Unternehmen aus. Umso wichtiger ist es für beide Parteien, digitalem Stress vorzubeugen.
Wie können Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber digitalem Stress vorbeugen?
Mitarbeitende haben selbst Ressourcen, welche die negativen Folgen von digitalen Stressoren abpuffern können, beim Abbau von Belastung helfen, oder sogar den Stressoren selbst entgegenwirken.
Ein wichtiger Ansatzpunkt im beruflichen Kontext ist sicherlich die technische Kompetenz und das daraus folgende Kompetenzerleben der Mitarbeitenden. „Fördern Unternehmen die technischen Kompetenzen und die Medienkompetenz ihrer Mitarbeitenden sowie deren Selbstwirksamkeit im Umgang mit digitalen Technologien, können sie deren digitalen Stress reduzieren“, rät Alexander Wendland. Auch ein genereller Technologieoptimismus kann als Ressource wirken, also eine generell positive Einstellung gegenüber neuen Technologien.
Doch auch soziale Faktoren wie etwa soziale Unterstützung oder die Einbindung der Mitarbeitenden hilft, digitalem Stress vorzubeugen oder ihn zu reduzieren. Unangemessene Erwartungen in der Kommunikation („sozialer Druck“) sollten direkt angesprochen werden. Erreichbarkeits-, Kommunikations- und E-Mail-Regelungen, stille Arbeitsplätze und regelmäßige Pausen sind ebenfalls wichtige Maßnahmen, um digitalen Stress zu vermeiden.
Störfaktoren beseitigen
Durch bestimmte Verhaltensweisen im Umgang mit digitalen Technologien im beruflichen und auch privaten Kontext können Mitarbeitende zur Reduzierung des eigenen digitalen Stresserlebens beitragen. „Schalten Sie bspw. Pop-up-Funktionen und Push-Nachrichten aus und nutzen Sie zum konzentrierten Arbeiten auch die Stummschaltfunktionen von Mobiltelefonen, um ständige Unterbrechungen und „Multitasking“ zu vermeiden. Zu Hause wiederum ist es sehr sinnvoll, nicht für alle „Dienste“ (z.B. Uhr, Wecker) auch das Mobiltelefon zu verwenden, sich smartphonefreie Räume und Zeiten zu schaffen und unterschiedliche Geräte für die berufliche und private Kommunikation zu nutzen.“
Es gibt also verschiedene Ansatzpunkte, digitalen Stress zu vermeiden, die zum einen in der Unternehmenskultur (z.B. gegenseitige Unterstützung, Einbindung, klare Erreichbarkeitsregelungen) sowie in Angeboten der Weiterbildung aber ebenso im eigenen Verhalten und in der Bereitschaft der Arbeitnehmer:innen liegen, sich auf neue Technologien einzulassen. So können Digitalisierung und Gesundheit am Arbeitsplatz miteinander vereint werden.
Weitere Informationen zu digitalem Stress im Arbeitskontext finden Sie im Sammelband „Psychologie Digital: Chancen und Risiken der Digitalisierung in der angewandten Psychologie“. Studierende der SRH Fernhochschule können das Buch über SpringerLink kostenlos herunterladen.
Marketing & Sales
Alexander Wendland ist Fachdozent für Psychologie und Wirtschaftspsychologie an der SRH Fernhochschule - The Mobile University.