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Soll ich meinem Arbeitgeber von meiner psychischen Erkrankung erzählen?

Sollte man seine frühere psychische Erkrankung gegenüber seinem Arbeitgeber offenlegen? Noemi Baab beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit im Studiengang Prävention und Gesundheitspsychologie (M.Sc.) an der SRH Fernhochschule näher mit dieser Frage.

Sollte man seine frühere psychische Erkrankung gegenüber seinem Arbeitgeber offenlegen? Diese Frage beschäftigt viele ehemals psychisch Erkrankte, die nach einer beruflichen Rehabilitation wieder ins Arbeitsleben zurückkehren möchten. Noemi Baab beschäftigte sich in ihrer Masterarbeit im Studiengang Prävention und Gesundheitspsychologie (M.Sc.) an der SRH Fernhochschule näher mit dem Thema.

Die Suche nach einem Neuanfang

Noemi Baab hat vor ihrem Studium eigentlich nichts mit der Gesundheitsbranche zu tun. Weil sie mit ihrem Job bei einem Automobilzulieferer nicht mehr ganz glücklich ist, wagt sie mit Ende Dreißig den Neuanfang und beginnt ihr Masterstudium in Prävention und Gesundheitspsychologie.

Schnell merkt sie, dass sie damit die richtige Wahl getroffen hat: Sie interessiert sich dafür, wie man Menschen unterstützen kann, nach einem Unfall oder einer Erkrankung wieder zurück ins Erwerbsleben zu gelangen. So beginnt ihre Leidenschaft für die Rehabilitationspsychologie.

Als Prof. Dr. Baumann eine Masterarbeit in Kooperation mit der SRH Berufliche Rehabilitation ausschreibt, ergreift Noemi Baab ihre Chance auf eine spannende und praxisnahe Thesis.

Eine Masterarbeit in der beruflichen Rehabilitation

Noemi Baab untersucht in ihrer Masterarbeit, welche Vor- und Nachteile es hat, wenn psychisch Erkrankte im Bewerbungsprozess ihre Erkrankung offenlegen oder geheim halten. Hierzu befragt sie drei Personengruppen in Einzelinterviews: ehemalige berufliche Rehabilitandinnen, Fachkräfte der beruflichen Rehabilitation sowie Arbeitgeber.

Dabei zeigt sich: Sowohl Geheimhaltung als auch Offenlegung einer psychischen Erkrankung im Bewerbungsprozess können erfolgreich sein und zu Zufriedenheit führen. Die Befragten nutzten auch verschiedene Möglichkeiten zwischen Geheimhaltung und umfangreicher Offenlegung.

Geheimhaltung und Offenlegung haben jeweils ihre Vor- und Nachteile

Geheimhaltung ist vor allem dann erfolgreich, wenn die Erkrankung den Arbeitsalltag nicht beeinträchtigt. Die offenlegenden Befragten sehen als großen Vorteil, dass sie offen und authentisch sein können. Teilweise resultieren daraus Rücksichtnahme, ein offeneres Arbeitsklima oder Arbeitsanpassungen.

Rehabilitand:innen haben häufig die Befürchtung, aufgrund der psychischen Erkrankung diskriminiert zu werden. Schriftliche Offenlegungen waren in der Regel tatsächlich nicht erfolgreich - Vorstellungsgespräche kamen dann erst mithilfe von Rehabilitations-Fachkräften zustande.

Was beeinflusst, ob Arbeitgeber psychisch Erkrankte einstellen?

Bei der Einstellungsentscheidung von Arbeitgebern sind vorherige Erfahrungen mit psychisch Erkrankten und eine fachliche Passung der Bewerbenden wichtig. Beides kann bei Praktika im Rahmen der beruflichen Rehabilitation geleistet werden. Arbeitgeber können sich häufig auf krankheitsbedingte Einschränkungen einer Person einstellen.

Der praktische Einsatz der Studienergebnisse

Noemi Baab erarbeitete in ihrer Masterarbeit auch konkrete Empfehlungen, wie die Frage der Offenlegung oder Geheimhaltung einer psychischen Erkrankung im Bewerbungsprozess in einem E-Learning-Modul für berufliche Rehabilitand:innen thematisiert werden kann.

Laura Freudenberg von der SRH Berufliche Rehabilitation, mit deren Hilfe die Studie durchgeführt wurde, freut sich über die Ergebnisse der Masterarbeit. „Wir können uns vorstellen, in Zukunft auf die Ergebnisse von Frau Baab aufzubauen und – gerne in einer weiteren Zusammenarbeit mit Studienprojekten – ein Online-Modul zu erarbeiten“, sagt sie. Dieses Online-Modul würde dann auf der E-Health-Plattform den Teilnehmenden der beruflichen Rehabilitation zur Verfügung gestellt.

Sag ich’s oder sag ich’s nicht?

Eine pauschale Antwort gibt es nicht auf die Frage, ob man eine psychische Erkrankung gegenüber seinem Arbeitgeber offenlegen sollte. Vieles hängt von der individuellen Situation ab.

Prof. Dr. Baumann, der Noemi Baab in ihrer Masterarbeit betreute, ist von der Relevanz der Ergebnisse überzeugt: „Menschen mit psychischer Erkrankung stehen vor der Frage, ob sie ihre Erkrankung offenlegen sollen, was zu Konflikten oder einer Stellenabsage führen kann.

Frau Baabs Abschlussarbeit zeigt, wie Betroffene erfolgreich sein können. Diese Menschen sind Vorbilder für viele. Ihre Geschichten können in Podcasts und Videos weitererzählt werden und helfen so anderen Menschen bei der Entscheidungsfindung, die selbst im Bewerbungsprozess stecken und sich fragen: Sag ich‘s, oder sag ich‘s nicht?“

Mein Karrierewechsel ist gelungen, ich fühle mich endlich beruflich am richtigen Platz und kann nun meine Begeisterung für Rehapsychologie im Berufsalltag leben.
Noemi Baab, Absolventin Prävention und Gesundheitspsychologie (M.Sc.)

Neue Berufliche Chancen durch das Studium

Für Noemi Baab haben sich das Studium und die Masterarbeit auf alle Fälle gelohnt: nach zwei Jobs im Gesundheitswesen während des Studiums, mit denen sie ihren Branchenwechsel einleitete, hat sie nach ihrem Abschluss ihren Traumjob in der beruflichen Rehabilitation gefunden.

Türöffner hierfür war auch ihre Masterarbeit. Aus dieser kann sie viel in ihrer täglichen Arbeit anwenden, da sie beim größten österreichischen Anbieter von beruflicher Rehabilitation mit psychisch kranken Menschen zusammenarbeitet, die wieder ins Berufsleben zurückkehren möchten.

„Als Reha-Coach laufen bei mir alle Fäden zusammen: ich stelle für meine Kund:innen ein Kursprogramm zusammen, führe mit ihnen regelmäßig Einzelgespräche und entwickle dabei mit ihnen eine (berufliche) Perspektive. Zusätzlich leite ich Gruppenangebote im Rahmen des jeweiligen Projekts“, beschreibt sie.

Für Noemi Baab ist es der Traumjob, „weil ich das Gefühl habe, es passt gut zu meiner Persönlichkeit und meinen Fähigkeiten, im sozialen Bereich Menschen zu begleiten und zu betreuen. Mein Karrierewechsel ist gelungen, ich fühle mich endlich beruflich am richtigen Platz und kann nun meine Begeisterung für Rehapsychologie im Berufsalltag leben.“