Was macht der Prorektor einer Fernhochschule den ganzen Tag? Unsere Professorin Prof. Dr. Angela Bittner-Fesseler hat Prorektor Joachim Merk drei Tage in seinem Alltag begleitet, um das zu erfahren.
Was macht eigentlich ein Prorektor den ganzen Tag? Ich begleitete Joachim Merk drei Tage in seinem Alltag, um das zu erfahren. Einen Tag persönlich, zwei Tage virtuell, nicht ungewöhnlich für eine Fernhochschule.
Der 1. Tag mit dem Prorektor
Es ist Sommer in Oberschwaben. Auch dieser Tag wird heiß. Wir treffen uns um halb neun am Verwaltungssitz der SRH Fernhochschule – The Mobile University in Riedlingen. Joachim Merk läuft schnellen Schrittes durch die Eingangstüren, mit seinem schwarzen Rollkoffer im Schlepptau. Er ist bereits gestern spätabends aus Mannheim angereist und hat sein Hotel bezogen.
Zuerst sucht sich Joachim Merk ein urlaubsbedingt leeres und zugleich kühles Büro. „Ich bin einer von vielen mobilen Professoren und Mitarbeitern unserer Hochschule“ sagt der 44-Jährige, wobei er schmunzelt. Ein eigener Schreibtisch in Riedlingen macht bei drei Arbeits- bzw. Wohnorten, nämlich Berlin, Riedlingen und Mannheim, auch gar keinen Sinn, findet er. Das bis heute für klassische Hochschullehrer eher ungewöhnliche Modell bedeutet jedoch ebenso: Keine Bilder auf dem Tisch, keine Süßigkeiten in der Schublade, keine Projektpapiere, die er liegenlassen kann. „Es stört mich überhaupt nicht“, erklärt Merk. „Die Mobile Office-Variante ist perfekt für mich. Ich bin daran gewöhnt, dass ich in meinem schwarzen Rollkoffer alles dabeihabe. Damit rolle ich nach Mannheim, nach Riedlingen und nach Berlin. An dem Koffer ist alles perfekt – auch wenn ich vor 10 Jahren Menschen mit solchen ‚uncoolen‘ Koffern eher belächelt habe. Ich weiß immer, wo das Ladekabel und Maus sind, wo mein Geldbeutel steckt, dazu Schlüssel, Kopfschmerztabletten und Regenschirm. Inzwischen gibt es auch ein Fach für die Corona-Masken. Da passt bei Bedarf sogar ein komplettes Outfit rein.“ Und hat er den Rollenkoffer noch nie verloren? „Nein.“ Er lacht selbst überrascht auf. „Den habe ich noch nie verloren“. Zwar hat er ihn einmal stehen lassen, als alle Passiere aus einem kaputten ICE steigen mussten und im Café am Bahnhof auf Ersatz warteten. Sobald es weiterging, fiel ihm der Koffer ein, der noch im Café stand. Er bat den Zugführer, am Bahnhof anzurufen und war erleichtert zu hören, dass sie den Koffer nicht sprengen werden.
Doch nun muss erstmal er an die Kaffeemaschine, noch fühlt er sich etwas müde: „Morgens ist nicht sofort meine Zeit. Dabei habe ich heute ausnahmsweise sieben Stunden geschlafen.“ Meist kommt Merk nicht vor eins-halb zwei zum Schlafen. Klappt er morgens den Laptop auf, erwarten ihn schon zahlreiche Mails. „In einer Hochschule, in der gefühlt alle Kolleginnen und Kollegen Frühaufsteher sind, starte ich morgens meinen Rechner und sehe früh um 8 Uhr fast immer 40, oft 50 neue E-Mails im Posteingang – das heißt für mich, dass alle anderen an unserer Hochschule schon wach und wohlauf sind und seit Stunden ihre Arbeit erledigen“, seufzt Merk, seine Augenbrauen ziehen sich in belustigter Verzweiflung zusammen. „Ich frage mich dann: Was kann zwischen 2 und 8 Uhr passiert sein? Ich hatte doch alle E-Mails abgearbeitet…“.
In diesem Moment brummt eine WhatsApp-Nachricht. Der Rektor sendet Urlaubsgrüße und grüßt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Riedlingen, denn die drei Tage mit Joachim Merk fallen in die Urlaubszeit des Rektors und Geschäftsführers, Ottmar Schneck, und Merk verantwortet nicht nur sein Prorektorat für Studium und Lehre, sondern jetzt stellvertretend auch die Hochschule.
An der Kaffeemaschine kommen auch andere Kollegen vorbei und kurze Fragen werden gleich besprochen und geklärt. Danach besprechen wir jetzt seine Termine. Joachim Merk ist jemand, der ruhig erklärt, Verständnis aufbauen kann und zuvorkommend ist. Ernstes, konzentriertes Schauen und Lächeln liegen bei ihm nah beieinander. Joachim Merk ist Prorektor, Prokurist und leitet die beiden Studiengänge Wirtschaftspsychologie (B.Sc.) und Wirtschaftspsychologie, Leadership & Management (M.Sc.).
In seiner Rolle als Prorektor ist er zugleich Stellvertreter des Rektors und hat einen eigenen Geschäftsbereich im Rektorat. „Ganz im Sinne des lateinischen Wortes pro rector, also der Lenker, der für oder anstatt des Rektors Aufgaben übernimmt“ sieht er seine Aufgaben. „Wir beiden Prorektoren und der Rektor sind zusammen ein sehr gutes Team und wir drei ergänzen uns gut. Mein Chef ist ein genialer Networker und kann die Hochschule in Unternehmen und Verbänden großartig vertreten – er versteht es, die Kolleginnen und Kollegen zu motivieren und so wurde aus einer unbekannten Hochschule der Qualitätsführer im Fernstudienmarkt. Ich freue mich, dass meine Aufgaben mehr nach innen gerichtet sind – zum Beispiel das gesamte Studienmanagement. Wenn ich in Riedlingen bin, dreht sich alles um das „Student-Life-Cycle-Management“ und die mir zugeordneten Bereiche wie den Prüfungsausschuss, die Studierendenbetreuung, das Veranstaltungsmanagement und so weiter. Wenn ich dann freitags in Mannheim bin, dreht sich dort alles um die Themen Produktentwicklung und Qualitätssicherung.“ Dann nimmt Merk sein Handy in die Hand und führt sein erstes Telefonat an diesem Morgen.
Ein Student aus der studyfreenow-Aktion und Mentee bei ihm möchte über Studieninhalte, berufliche Perspektiven und ein mögliches Studienprogramm sprechen. Joachim Merk ermuntert ihn zu fragen und nimmt sich angesichts der engen Termintaktung überraschend viel Zeit: „Ich bin ja Ihr Mentor. Ich muss ja Ihre Fragen beantworten…!“ Sein Mentee arbeitet bei einer Fluggesellschaft, ist Corona-bedingt in Kurzarbeit und studiert jetzt berufsbegleitend an der Mobile University Psychologie. Merk will wissen, wie es ihm geht, was für Baustellen er zum Studienbeginn hat. Für seinen Mentee gibt es derzeit keine Prognose, wie lange die Kurzarbeit dauern wird. Ein Präsenzstudium kommt für ihn nicht in Frage. Sie diskutieren, wie der Mentee das Studium am besten angehen kann: Womit anfangen, was danach, wie kann man nebenberuflich erfolgreich studieren? Merk empfiehlt ihm mit dem Modul „Wissenschaftliches Arbeiten“ zu beginnen, auch wenn wahrscheinlich einige Module gibt, die mehr Spaß machen. Wichtig sei jedoch für die kommenden Module bspw. Kausalität und Korrelation auseinanderhalten zu können oder zu wissen, was wissenschaftliche Gütekriterien sind. Und er drückt ihm die Daumen, der Mentee soll sich bei weiteren Fragen gerne melden. Merk bietet all seinen Mentees aus dem Programm an, mit ihm zu sprechen, weshalb der Spätaufsteher auch gern samstags und sonntags zwischen 11 bis 12 Uhr noch eine Telefonstunde einlegt.
Die nächsten Stunden wird es zeitlich straffer: Ein kurzes Telefonat mit der neuen Personalerin, bei der es um eine Veränderung des Arbeitsumfangs eines Mitarbeiters aus seinem Verantwortungsbereich geht. Dann steht die gemeinsame Sitzung der Hochschulleitung mit den Ressortleitern an. Heute ist es eine eher kleine Runde und alle sitzen gemäß Hygienekonzept der Hochschule auf Abstand.
Merk setzt seine Brille auf und schaut konzentriert auf die Leinwand. Die Ressortleiter diskutieren die hochschulweite Vernetzung ihrer Projekte. Es geht darum, Ressourcen abzuschätzen und die Prozesse an der Hochschule zu gestalten. Joachim Merk verfolgt die Diskussion der Fachressorts aufmerksam, murmelt manchmal zustimmend. Ein zustimmendes „Ja“, dann geht es weiter. Alle kommen zu Wort, alle Argumente werden gehört.
Beim nächsten Punkt geht es um die aktuellen Studierendenzahlen, Kommunikationsmaßnahmen für Studien- und Zertifikatsprogramme, Weiterbildungsbedarfe von Mitarbeitern, ein neues Konferenz-Tool für die Online-Veranstaltungen. Alle sind sich einig: Man muss die aktuelle Entwicklung aufmerksam beobachten und sinnvoll für die Hochschule nutzen. Die Ressortleiter machen sich Gedanken, wie der Dies Academicus im Januar – die große Abschlussfeier der Hochschule für ihre Absolventen – mit Sicherheitsabstand und Hygienekonzept aussehen kann. Am Ende stellt Merk die Themen für die kommende Woche vor und verteilt die Verantwortlichkeiten. Fast pünktlich kann er die Besprechung beenden und bedankt sich bei allen für ihre Teilnahme.
Es geht für ihn ohne Pause weiter. Mittagessen? Später… Um 12:30 beginnt das Meeting zur Diskussion neuer Ideen für Studienangebote. Einstellungen im Videotool werden angepasst und los gehts. Die Sitzung findet im zweiten Stock statt. Hinter Merk scheint die Mittagssonne und der heilige Berg Oberschwabens, der Bussen, ist zu sehen.
Im Zentrum stehen fachliche Überlegungen, hochschul-organisatorische, didaktische, aber auch methodischen Fragen. Heute sind neben den Mitarbeiterinnen der Produktentwicklung auch Mitglieder der erweiterten Hochschulleitung, interessierte Ressortleiter und der jeweilige Ideengeber dabei. „Wir haben die Ausgangssituation, dass wir als Hochschule neue Ideen ausprobieren können, da wir nicht zu den Corona-geschädigten Unternehmen gehören. Zudem haben ein hervorragendes Netzwerk aus Praxispartnern und ein agiles Team aus Professorinnen und Professoren sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alles zusammen ermöglicht es uns, in einem sehr kompetitiven Marktumfeld kreativ und innovativ zu denken und Studienprogramme zu entwickeln, die es im Fernstudium noch nicht gibt. Wir diskutieren die eingereichten Ideen hart, schauen aber, dass wir Möglichkeiten zum Ausprobieren zulassen. Nicht jeder Studiengang wird ein Erfolg, aber das weiß man ja vorher nicht“ so die Einschätzung von Merk. Am Ende der Sitzung ist Merk erfreut: „Wir haben drei neue Produkte beschlossen: einen Master Lerntherapie, einen Master Gesundheitsmanagement und einen Master in HR-Management und wir können jetzt damit in die Akkreditierung gehen.“
Der nächste Termin fällt aus. Und auch die E-Mails tröpfeln heute eher nur langsam ein. Also keine Nebenbei-Aufgaben, die sich in Terminlücken quetschen. Merk beschließt, ein paar Schritte an die frische Luft zu gehen und etwas zum Essen zu holen. „Das schaffe ich sonst nie,“ bemerkt er „wenn ich in Riedlingen bin.“ Doch es ist nicht so einfach, aus dem Verwaltungsgebäude zu kommen, denn Merk muss einen langen Gang und zwei Etagen bewältigen. Ein Anruf aus der Studierendenbetreuung, ein Zulassungsproblem muss geklärt werden. Joachim Merk zieht den Mundschutz an und geht kurz vorbei, lehnt am Raumteiler in der Studienberatung und man könnte meinen, dass dies sein einziger Termin heute ist. Das Problem wird gelöst und es geht in Richtung Salatbar in den Rewe-Markt um die Ecke. Beinahe vergisst er seine Cola, das einzige Getränk, das ihn wirklich wach macht. Als er zurückkommt, sind noch zehn Minuten Zeit zum Gabel holen, wieder hochlaufen und essen. Er bleibt gelassen, denn ich bin sein nächster Termin. Wir besprechen einen Studiengang, der modernisiert werden soll.
Bevor es am Abend zum Essen mit Kollegen vor Ort geht, stehen noch drei Termine aus: Die Abstimmung einer Stellenbeschreibung, die Einstellung eines externen Dozenten und der Jour Fixe mit den beiden Produktentwicklerinnen aus Hamburg – was gibt es Neues für Studierende und Studieninteressierte? Joachim Merk hat einen Block neben sich und schreibt seine Aufgaben schnell mit. Er schreibt oft etwas. Am Ende kommt eine lange Liste zusammen.
Unerwartet ist es bereits halb sieben und es wird kühler. Merk holt eine Kollegin zum Essen ab, die in Riedlingen wohnt und derzeit nach einer Knie-Operation nicht so gut laufen kann. Nun kommt nochmals sein Lieblingsgetränk auf den Tisch. Über Arbeit wird an diesem Abend nicht mehr geredet, doch beendet ist sie noch nicht. Joachim Merk geht an die inzwischen einsame Hochschule, um E-Mails zu beantworten: „Ich kann erst schlafen kann, wenn ich alle Mails erledigt habe“, erklärt er am nächsten Morgen, als wir das erste Mal telefonieren. „Das ist ok für mich, ich bin wohl ein Nachtmensch.“
Der 2. Tag mit dem Prorektor
Joachim Merk ist auch heute ausgeschlafen und hat deswegen eine halbe Stunde früher angefangen und ein paar Telefonate geführt. Auch heute hat er viele Prorektor-Termine in den Kalender gelegt. Es geht um den Onboarding-Prozess für einen neuen Professor. Alles wird durchgeplant – angefangen von der Begrüßung durch die Hochschulleitung, den Gang durch die Ressorts bis hin zur Stadtführung in Riedlingen, dem gemeinsamen Abendessen wieder mit der Hochschulleitung und der Einführung u.a. in den E-Campus, in die Lehrprinzipien CORE der SRH-Hochschulen an Tag zwei und drei. Merk geht im Personalbüro vorbei, um eine Weiterbildung für einen Mitarbeiter in seinem Bereich zu besprechen.
Dann klärt er mit dem Leiter des Bereiches Recht und einer Studierendenbetreuerin den Zulassungsprozess für Bewerber eines Studiengangs, bevor er einen Termin mit der Referentin des Rektors hat, bei dem weit gefächerte Themen die Agenda bestimmen: Aufgaben aus der urlaubsbedingten Vertretung des Rektors, die Online-Klausurtagung mit den Studiengangsleitern im September und Überlegungen wie man die Bachelorstudierenden besser über die neuen Masterprogramme der Hochschule informieren kann.
Erneut landen viele Punkte auf seinem DINA-4 Block. „Ein DINA4-Block ist für mich die schönste Variante, Arbeitsaufgaben zu notieren. Meist schaffe ich es, alles, was darauf steht, am gleichen Tag abzuarbeiten. Wenn nicht, schreibe ich den Zettel am Abend fein säuberlich ab – da bin ich old fashioned.“ Und warum nicht digital? „Ich streiche so gerne durch, was ich erledigt habe – das ist so ein gutes Gefühl.“ Und verloren geht nichts? „Ich habe immer mindestens zwei Blöcke dabei oder nehme einfach Schmierpapier. Am Ende des Tages wird dann alles Überflüssige vernichtet.“
Um 11:30 fällt Merk gemeinsam mit Kollegen eine für ihn schwere Entscheidung: Der BGM-Kongress: soll im Dezember virtuell stattfinden. „Das wird der erste BGM-Kongress der SRH Fernhochschule, der rein digital stattfindet. Wir streichen jedoch keine Programmpunkte, alle Referenten kommen und werden zusammen mit den zwei Moderatoren in Riedlingen sein. Die Teilnehmer können dann live die Konferenz mitverfolgen. Wir haben ein Unternehmenstheater mit einem Theaterstück zum Thema Stress, Burnout und Depression sowie zwei einführende Fachvorträge. Leider müssen wir nun das Catering abbestellen sowie die Hotelzimmer und die Tagungsräume bei unserer Schwesterhochschule in Heidelberg stornieren. Aber es wird trotzdem gut,“ tröstet er die Mitorganisatoren.
Im Anschluss wieder ein Telefonat: Der Chefarzt einer überregionalen psychiatrischen Einrichtung hat angerufen und vorgeschlagen, gemeinsam im kommenden Jahr einen Workshop vor Ort zu veranstalten, begleitet von einem Tag mit theoretische Grundlagen am Hochschulstandort – ein exzellentes Angebot für die Studierenden. „Das wird bestimmt interessant, ein Glückstreffer für uns“, schätzt Merk nach dem Telefonat ein. Dann geht es in die große Runde, um mit den Kolleginnen und Kollegen die aktuellen Themen rund um den Student-Life-Cycle zu besprechen. Dazu gehören beispielsweise die Vorbereitung der nächsten Prüfungsausschutzsitzung und derzeit natürlich die Umstellung auf die Online-Klausuren und hiermit verbundene noch offene Fragen.
Zwei Stunden später trinkt Joachim Merk den bittersten Kaffee seines Lebens, denn die Milch ist alle (und Cola ist auch keine da). Ich rufe ihn gerade an und mit Blick auf seine Kalendereinträge besprechen wir, wie der Tag so läuft.
Seinen nächsten Termin wird er als Prokurist wahrnehmen. Es geht um Kooperationsverträge für eine Weiterbildungsakademie im Pharma-Bereich. Eine halbe Stunde später ist er in der Rolle des Leiters des Studiengangs Wirtschaftspsychologie und bespricht mit einer Studentin ihr Exposé für das anstehende Praxisprojekt. Wenig später nimmt er als Leiter des Studiengangs Wirtschaftspsychologie, Leadership & Management eine Zulassungsprüfung ab. Um 19 Uhr hält er eine Online-Vorlesung im Modul Theorie-Praxis-Transfer, dann geht es zum Zug. Es ist die letzte gute Verbindung nach Mannheim. Kurz vor Mitternacht ist er da. Merk hat einen langen Tag hinter sich und Mannheim heizt immer noch ein – es ist Hochsommer in der Stadt.
Der 3. Tag mit dem Prorektor
Der dritte Tag – nun in Mannheim – beginnt für Joachim Merk mit einem Telefonat mit Rektor Ottmar Schneck, der wissen will, wie die Zeit ohne ihn läuft. Alles in Ordnung, meint Joachim Merk, und kann ihm die momentan wichtigste Info übermitteln: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gesund. In Mannheim sind heute 33 Grad Celsius, da ist es gut, dass er sich für die Meetings den Vormittag im Studienzentrum Mannheim geblockt hat. Als erster Termin steht ein Treffen mit einem Professorenkollegen und Mitglied der erweiterten Hochschulleitung an. Sie besprechen die Entwicklung des Master-Studiengangs Sozialmanagement und diskutieren, in welche Bachelor-Studiengänge künftig Sprachmodule als Wahloption integriert werden können. Seit vergangenen Jahr ermöglichen es zwei Kooperationen mit renommierten Sprachinstituten, dass Studierende ihre Kenntnisse in Englisch, Spanisch oder Französisch erweitern oder in ganz neue Sprachen wie Chinesisch, Japanisch oder Arabisch einsteigen können.
Ein Lieferdienst bringt das Mittagsessen für die Kollegenrunde im Studienzentrum. Das Camembert-Preiselbeer-Baguette macht bei den meisten das Rennen.
Bis zur Zugabfahrt nach Berlin sitzt Merk über einem Bericht an die Akkreditierungsagentur FIBAA über zwei neue Kooperationsstudiengänge mit der Schwesterhochschule in Gera. Es geht um die finale Begutachtung.
Nun noch schnell ein paar Telefonate: ein Gespräch mit einem Bewerber für eine in Riedlingen ausgeschriebene Stelle; eine neue Studentin fragt Merk in seiner Rolle als Professor nach Anrechnungsmöglichkeiten aus ihrer Ausbildung; eine andere Studentin möchte einen Termin für eine mündliche Prüfung vereinbaren; eine Studentin benötigt Feedback zu ihrer Bachelor-Thesis.
Mannheim adé – es geht nach Hause: „Jetzt muss ich Gas geben, ich bin immer der letzte im Zug nach Berlin und der letzte, der aussteigt. Das heißt mit aufgeklapptem Laptop die Wagontreppe runter, während ich hoffe, dass die letzte E-Mail noch rausgeht,“ was man sich bei dem jugendlich wirkenden Mann gut vorstellen kann. Im Zug ist endlich Ruhe, schreibt er mir hinterher, niemand ruft Freitagabend noch dienstlich an. Merk hat also fünf Stunden Zeit zum Arbeiten. Fünf Bachelorthesen hat er im digitalen Gepäck dabei. Er will eine davon heute noch lesen und mit dem Gutachten beginnen. Die letzten 45 Minuten der Bahnfahrt gehören aber seiner Netflix-Lieblingsserie und der letzten Cola des Tages. Die 114 noch ungelesenen E-Mails dieses Tages werden auf morgen verschoben.
Knapp vor Mitternacht ist auch dieser Tag zu Ende. Der Zug fährt im Berliner Hauptbahnhof ein. Die Luft in der Großstadt ist noch warm. Morgen geht es weiter. Vermutlich kommen erneut ein paar Mails: Studierende, die Rat und Beratung suchen, Probleme, die gelöst werden sollten, und auch die eine und andere Kollegin oder Kollege hat sicher die eine oder andere Frage an Joachim Merk, die dieser geduldig und freundlich beantworten wird, bevor die neue Woche am Montag wieder loslegt.
Über Joachim Merk:
Seit 2011 ist Joachim Merk Professor für Betriebswirtschaftslehre an der SRH Fernhochschule. Seit 2014 ist er Prorektor in seiner Funktion als Prorektor Studium und Lehre, in der er die Bereiche Qualitätsmanagement, Produktentwicklung sowie den Student-Life-Cycle mit Studierendenbetreuung, Prüfungsamt, Zulassungsstelle und dem Media Office verantwortet. Zudem ist er seit 2017 Prokurist der Fernhochschule. Der 44-Jährige beforscht Themen rund um Themen wie Gesundheitsmanagement und Arbeitgeberattraktivität, leitet als Geschäftsführer das OPINIO Forschungsinstitut in Mannheim und ist Studiengangsleiter des Wirtschaftspsychologie (B.Sc.) sowie Wirtschaftspsychologie, Leadership & Management (M.Sc.).
Über den Autor
Angela Bittner-Fesseler ist Professorin für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule, zuvor unterrichtete sie an der design akademie berlin, ebenso einer Hochschule im SRH Verbund, war Pressesprecherin der Humboldt-Universität und langjährig in der Kommunikation der Helmholtz- Gemeinschaft, der größten deutschen Forschungsorganisation.