Die Welt ist mehr denn je im Wandel. Für eine zukunftsfähige Industrie ist es darum unablässig, Trends und Entwicklungen im Blick zu behalten. Corona, Ukrainekrieg und Energiekrise sind aktuelle Herausforderungen – aber auch Innovationstreiber.
Enorme Herausforderungen, faszinierende Möglichkeiten: Das sind die Industrie-Trends 2023
Jedes Jahr präsentieren führende Marktforschungsunternehmen die neuesten Trends und technologischen Entwicklungen. Das lässt die Industrie hierzulande zuverlässig aufhorchen, gilt es doch mehr denn je, am Puls der Zeit zu bleiben und dabei schnell auf wechselnde Anforderungen zu reagieren. Spannend wird es bei der Umsetzung, denn die ist ohne qualifizierte Mitarbeitende nicht zu machen. Industrie 4.0, Green Tech und Glokalisierung? Wir haben die wichtigsten Trends 2023 gesichtet und zeigen, was wirklich wichtig ist:
Nachhaltigkeit: Mehr als ein Trend, und das branchenübergreifend
Dass uns der Klimawandel und andere Umweltprobleme zum Handeln zwingen, ist unbestritten. Dass es mit nachhaltigen Verbesserungen in fast allen Lebensbereichen zu langsam vorangeht, leider auch. Produktion, Transport oder Energie – von flächendeckendem Green Tech sind wir noch weit entfernt. Doch die Energiekrise als Folge des Ukrainekriegs sorgt für dringend benötigten Schwung.
Im Energiesektor kommen zum Beispiel Smart Grids endlich voran, intelligente Stromnetze, die dank modernster Kommunikationstechnologien Strom viel effizienter verteilen und zur Verfügung stellen können. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang: eine stabile, dezentrale Energieversorgung, die den Strom anstelle von großen, zentralen Kraftwerken von vielen kleinen, lokalen Erzeugern wie Windkraft- und Biogasanlagen oder Kleinkraftwerken bezieht.
Industrie 4.0: resiliente Lieferketten, Industrie-Clouds und das Internet of Things
Resilienz kann man mit Anpassungsfähigkeit übersetzen. Und die ist in Bezug auf unsere Lieferketten branchenübergreifend dringend nötig. Die Auswirkungen der Pandemie auf den weltweiten Handel haben die Anfälligkeit hyperglobalisierter Just-in-time-Lieferketten schonungslos offengelegt. Hinzu kommen Auflagen, die die Unternehmen bei Menschenrechts- und Umweltrisiken entlang der von ihnen genutzten Lieferketten mehr und mehr in die Verantwortung nehmen.
Deshalb investieren sie 2023 im großen Stil in technologische Lösungen, die es ermöglichen, Einrichtungen und Betriebsabläufe ihrer Zulieferer aus der Ferne effizient zu überwachen. Resilienz steht aber nicht nur beim Gütertransport im Fokus, sondern auch bei der Datenspeicherung: In den Technologie-Prognosen 2023 des Analysten Forrester sieht man einen steigenden Bedarf an europäischen Cloud-Lösungen. So könnten die Unternehmen bessere Ausfallsicherheit gewährleisten, auf Daten und Anwendungen jederzeit und überall zugreifen und obendrein Energie einsparen.
Diese Lösungen müssen allerdings auf industrielle Standards zugeschnitten sein, was auch bedeutet, dass bei den Kapazitäten von heute bereits die Anforderungen von morgen berücksichtigt werden müssen. Das Internet of Things (IoT) wurde längst schon ausgerufen. Doch auch wenn noch lange nicht jeder Kühlschrank über drahtlose Netzwerke mit Cloud-Anwendungen verbunden ist, stellt sich nach Expertenmeinung dennoch nicht die Frage, ob sich das IoT flächendeckend etabliert, sondern lediglich, wann es so weit sein wird.
Glokalisierung – Buzzword oder spot on?
Die Wortschöpfung wird dem Soziologen Roland Robertson zugeschrieben. Gemeint ist damit eben nicht eine De-Globalisierung, die wieder ganz auf lokale Strukturen setzt. Vielmehr sehen Robertson und andere den richtigen Ansatz darin, globale Wirtschaftskreise durch lokale Strukturen zu ergänzen und die Versorgungssicherheit durch die positiven Aspekte lokaler Handelsbeziehungen (alternative Rohstoffe, kürzere Lieferwege, bessere Arbeitsbedingungen) zu stärken. Ein viel zitiertes Beispiel aus der Lebensmittelindustrie ist das liebste Obst der Deutschen, der Apfel, der entweder vom Bodensee in den Supermarkt um die Ecke geliefert wird – oder aus der Volksrepublik China.
Auch der Fachkräftemangel bleibt leider voll im Trend
So naheliegend der Bodenseeapfel auch sein mag, lokale Ressourcen lassen sich nicht immer ohne weiteres in globale Abläufe einbeziehen. Zudem sind auch diese knapp, man nehme nur die wertvollste von allen, den Faktor Mensch. "Eine nachhaltig erfolgreiche Industrie wird in Deutschland nur mit qualifizierten Fachkräften möglich sein", sagt Dr. Stefan Müller. Er ist Professor für Wirtschaftsingenieurswesen und Digitalisierung an der SRH Fernhochschule. "Ein Studium an der Mobile University kann neben dem Fachwissen wichtige Soft Skills quasi nebenbei vermitteln", so Müller. Studierende könnten die Vorzüge einer digitalen Lernwelt nutzen und sich dabei mit entsprechenden Lösungen vertraut machen. "Man muss nicht gleich muffige Bibliotheken und schlechte Fotokopierer zum Vergleich heranziehen", so Müller. "Aber Tatsache ist, dass viele Menschen in Schule, Ausbildung oder Beruf noch immer viel zu wenig mit digitalen Lösungen arbeiten können. Das ist bei uns glücklicherweise anders."
Prof. Dr. Stefan Müller
ist Professor für Wirtschaftsingenieurwesen und Digitalisierung an der SRH Fernhochschule – The Mobile University.
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