10 Jahre hat Kerstin Foth in der 2. Bundesliga Handball auf Profiniveau gespielt. Über die Liebe zum Sport und ihre Ziele nach dem Masterabschluss spricht sie hier.
Das Trikot war eigentlich schon im heimischen Keller eingelagert, nachdem Kerstin Foth ihre Handballkarriere 2021 nach 10 Jahren bei der SG H2Ku Herrenberg beendet hatte. Doch eine Freundin überredete sie noch einmal für die TG Nürtingen in der zweiten Handballbundesliga auf die Platte zu gehen. Mit Erfolg: Ihre letzte Saison beendete sie 2024 als Torschützenkönigin der 2. Liga.
Trotz des überaus erfolgreichen Endes blickt die Rückraumspielerin auf eine enorm herausfordernde Karriere zurück. Vor allem, weil sie als Spielerin der 2. Liga im Handball stets Sport, Job und Studium unter einen Hut bringen musste. „In der zweiten Liga musst du noch mit ganz viel Spaß zum Sport dabei sein. Ich glaube, niemand würde sagen, er macht das in dieser Liga aus rein professionellen Gründen“, erklärt die 27-Jährige. Der Blick auf ihre Zukunft, auch aus finanzieller Sicht, sei bei ihr ein stetiger Begleiter gewesen. „Bei uns in der Mannschaft haben alle entweder Vollzeit gearbeitet, studiert oder waren Schülerinnen“, erinnert sich Kerstin. Sie hat parallel zu vier Mannschaftstrainingseinheiten und zwei Krafteinheiten pro Woche studiert und als Werkstudentin gearbeitet. „Etwas zur Seite legen für die Zeit nach dem Handball konnte ich aber natürlich nicht“, unterstreicht sie.
Leistungssport und Job: Studium als Perspektive für die Zukunft
Umso wichtiger war für die ausgebildete Physiotherapeutin deshalb von Anfang an ihre akademische Ausbildung im Blick zu behalten. Angefangen mit einem Lehramtsstudium an einer Präsenz-Universität, musste Kerstin nach Corona feststellen, dass Training, Job und Studium nicht funktionieren. Sie stieg um: Psychologie im Fernstudium an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. „Ein echter Glücksgriff. Es hätte für mich nicht besser laufen können. Dank des Fernstudiums hatte ich perfekte Bedingungen und konnte mich auf den Sport fokussieren und die freie Zeit für das Studium nutzen“, erinnert sich die 27-Jährige. Pünktlich zum Ende der Sportkarriere hielt sie die Bachelorurkunde in den Händen. Doch Kerstin sieht sich noch nicht am Ende der Bildungsreise: Sie nutzt fortan die freie Zeit ohne Handball, um sich ihrem Masterstudium an der SRH Fernhochschule, in Wirtschaftspsychologie & Leadership, zu widmen. Ihr Ziel: „Personalentwicklung oder Führungskräfteentwicklung sehe ich als interessantes berufliches Feld. Vielleicht kann ich sogar meine Erfahrung aus vielen Jahren Mannschaftssport miteinbringen“, skizziert sie ihre berufliche Zukunft.
Wenn der Körper rebelliert: Neue Ziele rücken in den Fokus
Aber warum bereits mit 27 Jahren weg vom Leistungssport? „Ich hatte schon vor drei Jahren bemerkt, dass es Zeit für den nächsten Abschnitt wird. Die Verantwortung im Verein war schon groß, der Handball immer das Thema Nummer eins. Natürlich ist es auch ein intensiver Sport, mein Körper musste einige Verletzungen verkraften. Ich hatte einfach das Gefühl, es wird Zeit für einen Schnitt“, erklärt Kerstin ihren Ehrgeiz, auch außerhalb des Sports noch etwas erreichen zu wollen. Seit dem Karriereende sei viel Ballast abgefallen, sie habe sich in dieser Zeit kein Spiel mehr in der Halle angeschaut. Sie ist zufrieden mit ihrem neuen Lebensabschnitt. „Endlich mal zu Feierlichkeiten gehen, zu denen man früher wegen des Trainings absagen musste oder einfach feststellen, dass es noch so viel mehr als nur den Sport gibt.“ Doch ganz ohne Sport geht es auch nicht. CrossFit sei ihr neuer Ausgleich zum Studium. Ein weiteres Projekt steht ebenfalls bevor: Zusammen mit ihrer Frau möchte sie in diesem Jahr ein Haus renovieren.
Ganz nach oben? Wäre möglich gewesen, aber nicht um jeden Preis
Dabei hätte es für Kerstin auch noch höher hinaus gehen können. Als Jugendliche war sie in den Württemberg-Auswahlen stets dabei. Auch in der Jugendnationalmannschaft machte sie ihre Tore. Doch immer, wenn sie am Leistungsmaximum war und der nächsthöhere Schritt in greifbarer Nähe rückte, folgte ein herber Rückschlag. „Da waren Verletzungen dabei, bei denen man sich gefragt hat, wie komme ich zurück? Komme ich überhaupt noch mal zurück? Natürlich war das herausfordernd“, erinnert sie sich. Gegen den Schritt aufs höchste Profi-Niveau hat sie sich zwei Mal ganz bewusst entschieden. Mit 16 Jahren, als der Wechsel ins Sportinternat anstand, hat sie Heimat und den Schulabschluss im bewährten Umfeld gewählt. 2021 klopfte ein Bundesligist an. „Damals war mein beruflicher Plan aber schon ziemlich klar. Ich hatte das Studium fest im Fokus und wollte für ein paar Jahre Abenteuer nicht noch mal alles über den Haufen werfen“, blickt Kerstin zurück. Dennoch ist sie mit ihrer sportlichen Karriere zufrieden. Hängen bleiben die Wertschätzung, die sie in Nürtingen erfahren hat, das Vertrauen des Trainers und natürlich die Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind.
Rückblickend würde sie alles genauso machen, wie es gelaufen ist, verbindet das aber mit einem Ratschlag an den Nachwuchs. „Immer dranbleiben, aber den richtigen Fokus setzen. Das tun, was glücklich macht. Handball ist nicht alles“, unterstreicht Kerstin. Gerade junge Sportler:innen sollten ihrer Erfahrung nach früh mit der beruflichen Karriere-Planung nach dem Sport beginnen. Parallel ein zweites Standbein aufzubauen, das schafft auch mentalen Ausgleich. “Vielleicht hätte ich mein Studium bei der SRH gerne früher begonnen, um nun direkt ins Berufsleben einzusteigen. Der Sport gibt einem viel. Es war den Aufwand all die Jahre wert. Vielleicht nicht finanziell, aber das sind Erfahrungen und Erlebnisse, die mir keiner nehmen kann”, sagt die 27-Jährige und ergänzt, dass es immer wichtig sei, sich auch mit anderen Dingen als dem Sport zu beschäftigen.
Wir wünschen Kerstin Foth ganz viel Erfolg im Master-Studium und ihren weiteren Karriereweg.
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